Effelter – Die « Energievision Frankenwald » hatte die Idee und die Einwohner Effelters hatten die Ausdauer. Zusammen haben sie sich seit 2007 Gedanken darüber gemacht, wie man im Sinne des Klimaschutzes die Umwelt schonen und dabei noch etwas sparen kann. Zwei Jahre lang hat die Planungs- und Bauphase angedauert, jetzt ist es endlich so weit. Im Oktober ist das Projekt « Bioenergiedorf Effelter » abgeschlossen.
Wolfgang Degelmann von der « Energievision Frankenwald » erinnert sich an die Anfänge: « Zwei Faktoren haben damals Effelter zu einem idealen Standort für das Projekt gemacht: Die Biogasanlage und die vielen Wälder in der Umgebung. » Das Holz habe man nutzen wollen, um den Wärmebedarf der Einwohner komplett zu decken, sagt Degelmann.
Aber was unterscheidet Effelter von anderen Dörfern, die eine Biogasanlage betreiben? « In Effelter wird sowohl der Strom- als auch der Wärmebedarf komplett durch nachwachsende Rohstoffe gedeckt », erklärt Degelmann. Das sei bei anderen Orten in Oberfranken bisher nicht der Fall. Außerdem beruht das Projekt in Effelter auf zwei Säulen.
Die erste Säule ist die Biogasanlage von Familie Appel. Die hat den Strombedarf des Ortes bereits vor Projektbeginn zu über 150 Prozent gedeckt und Wärme für den Eigenbedarf der Familie produziert. Das war aber noch nicht genug, um sich mit dem Titel Bioenergiedorf schmücken zu dürfen. « Mindestens 75 Prozent des Strom- und Wärmebedarfs müssen umweltfreundlich gewonnen werden », sagt Degelmann. Deshalb produziert die Biogasanlage heute mehr als die Hälfte der benötigten Wärme. « Eine Besonderheit bei der Anlage in Effelter ist, dass vorwiegend Gülle und Grasschnitzel verwendet werden, beides Abfallprodukte », so Degelmann.
Die zweite Säule des Projektes ist neu hinzu gekommen: das Hackschnitzelheizwerk. Das Holz kommt aus den Wäldern der Umgebung und muss nicht extra aufbereitet, sondern nur zerkleinert werden. Dank dieses Heizwerkes können bald alle beteiligten Haushalte mit Wärme aus nachwachsenden Rohstoffen versorgt werden.
35 Haushalte
Auch wenn die Restarbeiten noch nicht abgeschlossen sind, lange dauert es nicht mehr. Ab Oktober nutzen 35 Haushalte die saubere Energie.
Aber bis dahin war es ein langer Weg. Es haben sich regelmäßig Projektgruppen zusammengefunden, um gemeinsam mit der « Energievision Oberfranken » zu planen. « Die Anwohner haben an das Vorhaben geglaubt und Durchhaltevermögen bewiesen, deshalb stehen sie nun kurz vor der Vollendung ihrer eigenen Wärmeversorgung », lobt Wolfgang Degelmann das Engagement der Bürger.
Und tatsächlich – das Herzstück für das Hackschnitzelheizwerk wurde kürzlich geliefert: der Ofen. Sobald die letzten Rohre zur Nahwärmeversorgung verlegt sind, kann das Werk den Betrieb aufnehmen. « Die Bauarbeiten sind fast beendet », sagt Werner Gareis, 2. Bürgermeister von Wilhelmstal.
Für die Verlegung müssen die Straßen aufgegraben und die Mauern der Gebäude durchbrochen werden. Im Haus selbst ergibt sich die geringste Veränderung: Zwei von Außen kommende Rohre werden über eine Wärmeübergabestation an den bisherigen Heizkreislauf angeschlossen.
Die Versorgung mit dem Strom aus der Biogasanlage funktioniert wie bisher problemlos. Familie Appel speist den erzeugten Strom in das Netz ein, es müssen keine neuen Leitungen verlegt werden.
Die Baumaßnahmen für saubere und günstige Wärme nehmen die Anwohner gerne auf sich. « Bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 3000 Litern Heizöl können pro Jahr 500 Euro gespart werden. Je höher der Verbrauch, desto höher sind natürlich auch die Einsparungen », erklärt Degelmann.
Finanziert haben die Einwohner das Projekt durch Subventionen des Bundes und durch eigene Investitionen. Jeder angeschlossene Haushalt hat einmalig 7000 Euro gezahlt, um die Verlegung der Rohre und den Bau des Hackschnitzelheizwerkes zu finanzieren. « Insgesamt wurden fast 600 000 Euro investiert », sagt Degelmann. Nun können die 35 beteiligten Haushalte selbst entscheiden, was mit den Einnahmen ihrer eigens gegründeten Firma « Bioenergiedorf Effelter GmbH & Co KG » geschieht.
« Wenn das Ganze gut läuft, werden wir auch in den anderen Gemeindeteilen von Wilhelmsthal darüber nachdenken », blickt Werner Gareis in die Zukunft. Im Landkreis Kronach sind schon heute weitere Projekte auf dem Weg.
Quelle: www.np-coburg.de