Ihre Energielieferanten stammen von Wiesen beziehungsweise aus dem Stall: Familie Appel aus Effelter betreibt seit fünf Jahren die erste und bisher einzige Biogasanlage im Landkreis Kronach und hat sich damit ein weiteres Einkommen gesichert.
Wieviel Wärme bei der Stromherstellung anfällt, können sie nicht genau beziffern. Nach Berechnungen der „Energievision Frankenwald“ erzeugt die Anlage etwa ein Drittel der Heizenergie, die in Effelter gebraucht wird. Die restlichen zwei Drittel will man in absehbarer Zeit durch ein von Bürgern betriebenes Holzhackschnitzel-Heizwerk abdecken. So könnte Effelter das erste Bioenergiedorf Bayerns werden (die Neue Presse berichtete).
Nicht nur ihr eigenes Haus sowie die Werkstatt und die Getreidetrocknungsanlage beheizen die Appels mit Wärme aus ihrer Biogasanlage. Ihre Nachbarn, die Gastwirtschaft Löffler, sind ebenfalls angeschlossen. Und demnächst wird auch das Effelter Feuerwehrhaus mit Heizenergie versorgt.
Ihre Biogasanlage füttern Ewald und Marcus Appel hauptsächlich mit gehäckselter Gras-Silage, rund zwei Tonnen pro Tag. Dazu kommen noch geschrotetes Futtergetreide sowie zwei bis drei Kubikmeter Gülle aus dem Milchviehstall. Dort stehen rund 80 Tiere – 40 Milchkühe und die weibliche Nachzucht.
« Im Fermenter gärt es »
Zwei- bis dreimal täglich wird die Gülle direkt aus dem Stall in die Anlage gepumpt. Bakterien sorgen dort für die Gärprozesse, aus denen schließlich das Biogas entsteht. Das passiert – luftdicht abgeschlossen bei einer Temperatur von etwa 40 Grad Celsius – im so genannten Fermenter. Dabei handelt es sich um ein rundes Becken mit einem Fassungsvermögen von 1000 Kubikmetern, das mit einer dehnbaren Kunststoffhaube abgedeckt ist.
Fünf Monate gären Gras-Silage, Futtergetreide und Gülle in dem Fermenter vor sich hin, wobei die Masse regelmäßig von einer Art riesigem Stabmixer durchgerührt wird. Das Biogas, das übrigens aus Methan, Kohlendioxid, Wasserdampf sowie geringen Anteilen Stickstoff, Sauerstoff, Wasserstoff, Ammoniak und Schwefelwasserstoff besteht, wird anschließend getrocknet, entschwefelt und dann zwei Verbrennungsmotoren zugeführt. Diese treiben Generatoren an, die wiederum Strom produzieren.
Die Energie wird ins öffentliche Stromnetz eingespeist. Pro Kilowattstunde erhalten die Appels dafür 10,1 Cent. Dazu kommt ein Bonus von sechs Cent pro Kilowattstunde, den ihnen das „Erneuerbare-Energien-Gesetz“ garantiert.
Mit der Produktion von Biogas leisten Ewald und Marcus Appel übrigens einen Beitrag zum Klimaschutz. Gülle enthält nämlich Methan, das den Treibhauseffekt wesentlich stärker anheizt als Kohlendioxid. In Effelter wird das Methan jedoch für die Energieerzeugung genutzt, anstatt einfach in die Atmosphäre zu entweichen.
Die installierte Leistung der Biogasanlage beziffert Marcus Appel mit 130 Kilowatt, die man aber nicht ausschöpfe – momentan laufe sie mit einer Leistung von 90 bis 100 Kilowatt. Den täglichen Arbeitsaufwand schätzt er auf zwei Stunden, allerdings ohne Ernte- und Ausbringungsarbeiten,
Durch einen Zeitungsbericht wurden die Appels vor einigen Jahren auf die Möglichkeit aufmerksam, selbst Biogas und damit Strom und Wärme zu produzieren. Rund 300 000 Euro investierten sie für ihre Anlage, inklusive Heizungsanlage und der drei Silos für das Gras. 15 Prozent der Summe finanzierten sie über Zuschüsse von der Europäischen Union (EU) und der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Ein Kraftakt – auch deshalb, weil Ewald und Marcus Appel ihren Betrieb vergrößerten, um genügend Futter für ihre Biogasanlage herbeizuschaffen. Dennoch kamen sie gleich zu Beginn beinahe in Schwierigkeiten, als wegen des trockenen Sommers nur zwei statt der üblichen drei Grasschnitte möglich waren. Und auch einige Kinderkrankheiten des Motors machten ihnen zu schaffen.
„Das ist eine super Sache »
Dennoch hätten sie den Schritt nicht bereut, sagt Marcus Appel: „Die Anlage passt gut zum Betrieb. Wir sind voll zufrieden, das ist eine super Sache.“ Schließlich könne man damit Gras, Futtergetreide und auch die Hinterlassenschaften der 80 Tiere sinnvoll verwerten.
Nach dem fünfmonatigen Gärprozess landen die Reste aus der Biogasanlage übrigens als Dünger auf den Wiesen. Fast ohne Geruchsbelästigung, wie Marcus Appel betont: „Das riecht nur einen kurzen Moment leicht süßlich, ähnlich wie warmer Leberkäs.“
Quelle: www.np-coburg.de